Trecker fahren - praktische Hinweise
Treckerfahren ist eigentlich ganz einfach! Doch für den Fall, dass du bisher noch nie auf einem alten Trecker gesessen hast, geschweige denn selbst mit einem gefahren bist, findest du auf den nachfolgenden Seiten einige hilfreiche Tipps.
Das wichtigste in Kurzform
- Sicherheit an erster Stelle
- Bei Talfahrt immer die Bremskraft des Motors nutzen
- Den Trecker niemals im Leerlauf bergab rollen lassen (sog. „Sonntagsgang“) oder das Getriebe auskuppeln
- Bremspedale nicht einzeln betätigen (Lenkbremse), das Fahrzeug kann ausbrechen
- Vorausschauend fahren, Unebenheiten umfahren, das Fahrzeug hat keine Federung
- die Bremse geht deutlich schwerer – also Abstand zum Vordermann halten
- Trecker haben in der Regel kein Bremslicht – also noch mehr Abstand halten
Technische Finessen
- Kupplung beim Schalten immer vollständig durchtreten
- Füße auf dem Trittbrett abstellen (runter von der Kupplung)
- Anfahren im vorletzten Gang
- Nicht während der Fahrt zurückschalten,
nur im Stillstand einen niedrigeren Gang einlegen
- Das Lenkrad nur während der Fahrt drehen (nicht im Stillstand)
- Das Handgas ist kein Tempomat, der sich beim Bremsen automatisch abschaltet
- Blinker muss von Hand ausgeschaltet werden
- Nicht benötigte Hebel in Grundstellung lassen

Motor starten
Vorglühen - ja oder nein?
Die in den Treckern verbauten Motoren unterscheiden sich voneinander. Die meisten Dieselmotoren der 50er und 60er Jahre arbeiten nach dem Vorkammerverfahren oder verfügen über eine Wirbelkammereinspritzung. Einige Hersteller haben bereits Motoren mit Direkteinspritzung verbaut.
In Abhängigkeit des verwendeten Verfahrens muss man den Motor des Treckers unterschiedlich lange vorglühen (Deutz, Hatz, McCormick, Hanomag) oder man kann ihn per Knopfdruck direkt starten (Fendt Fix 2). Hierzu bekommst du an deinem Trecker ein genaue Einweisung, damit es auch während der Fahrt mit dem Starten klappt. Insbesondere unsere Hanomags benötigen selbst nach kurzer Standzeit die berühmte Hanomag Gedenkminute zum Vorglühen.

Anlassen des Motors
Zum Starten des Treckers steckst Du zunächst den Schlüssel in das Schloss, ohne diesen zu drehen (durch Drehen des Schlüssels schaltest Du das Licht ein). Stelle dann den Handgashebel auf die maximale Position und ziehen den kombinierten Glüh-/Anlassschalter bis zum Anschlag durch (nach dem Vorglühen). Nach wenigen Umdrehungen läuft der Motor an und Du kannst das (Hand-)Gas zurücknehmen.
Ausnahme der Hanomag Perfekt wird nur mit minimalem Gas gestartet.
?
Mit dem Handgashebel stellst du anschließend die Lehrlaufdrehzahl ein. Einen Drehzahlmesser gibt es nur bei einigen Modellen, benutze einfach dein Gehör. Der Motor sollte gerade so schnell laufen, dass er nicht stottert oder gar ausgeht. Wenn Du das Handgas zu weit zurücknimmst, geht der Motor wieder aus.

Abstellen des Motors
Um den Motor abzuschalten, bewege den Handgashebel zurück auf die Nullstellung oder hebe mit der Hand das Gaspedal von unten an und warten bis der Motor zum Stillstand kommt.
Ziehe anschließend den Schlüssel aus dem Schloss und denke daran die Handbremse zu ziehen.

Bremsen
Für den Ackerbetrieb können die Bremsen mit zwei einzelnen Bremspedalen getrennt voneinander betätigt werden. Dadurch, dass beide Pedale mit einem Hebel oder Bolzen miteinander verbunden sind, wirken sie wie ein Pedal, so wie Du das von deinem Pkw kennst.
Um mit beiden hinteren Rädern eine gleichmäßige Bremswirkung zu erzielen, müssen die beiden Pedale miteinander verbunden bleiben, die Sperre darf nicht gelöst werden. Anderenfalls kann der Trecker beim Bremsen seitlich ausbrechen.

Lenken
Kaum ein Oldtimertrecker hat eine Servolenkung, hier funktioniert alles rein mechanisch. Manchmal ist es hilfreich, das Lenkrad mit beiden Händen feste zu packen, um den Trecker mit kräftigen Lenkbewegungen in die gewünschte Richtung zu bewegen.
Dass die Lenkung ein wenig Spiel hat (Drehwinkel des Lenkrads ohne resultierenden Lenkeinschlag), ist völlig normal. Du wirst dich nach wenigen hundert Metern daran gewöhnt haben.
Um die Lenkmechanik zu schonen, solltest Du auch nur während der Fahrt und nicht im Stand am Lenkrad drehen.
Talfahrt nur mit Motorbremse
Ähnliches gilt bei einer Talfahrt. Kuppel währenddessen niemals aus und lassen auch niemals den Trecker im Leerlauf bergab rollen ("Sonntagsgang"). Du hast absolut keine Chance, wieder einen Gang einzulegen (s.o. nicht synchronisiertes Getriebe), um die Geschwindigkeit zu drosseln.
Die Bremsen des Treckers (diese greifen übrigens nur auf der Hinterachse) sind für eine Schussfahrt ebenso nicht ausgelegt. Wenn Du den Trecker bergab rollen lassen, hast Du kaum noch eine Chance, ihn wieder zum Stehen zu bekommen. Nutze stattdessen die Motorbremse, um die Geschwindigkeit zu begrenzen, und treten nur hin und wieder auf die Bremse, um ein Überdrehen des Motors zu vermeiden.
….zum Glück haben wir im Emsland kaum Berg- und Talfahrten 😉!

Handgas ist kein Tempomat
Alternativ zum Fußpedal kannst Du während der Fahrt die Kraftstoffzufuhr auch mit dem Handgashebel regulieren. Beides ist über ein Gestänge miteinander verbunden. Somit kannst du den Handgashebel so einstellen, dass Du mit annähernd gleichbleibender Geschwindigkeit entspannt durch die Landschaft „treckerst“.
Bitte bedenke, dass das Handgas nicht mit dem Tempomat deines Pkw gleichzusetzen ist. Ein Tempomat steuert die Einhaltung einer zuvor eingestellten Geschwindigkeit und schaltet sich beim Bremsen automatisch ab. Das ist bei einem Trecker nicht der Fall. Wenn Du die Fahrt verlangsamen oder abbremsen möchtest, muss Du das Handgas zurücknehmen.
Mit dem Handgashebel wird lediglich eine konstante, dem Motor zuzuführende Kraftstoffmenge eingestellt, dennoch kann je nach Steigung des Streckenverlaufs die Geschwindigkeit des Treckers deutlich variieren.
Begegnungen mit Mensch und Tier
Wanderer und Radfahrer
Die Routen verlaufen teilweise auf gekennzeichneten Wanderwegen, wie z.B. den Emsradweg. Bitte nehmen Sie hier besondere Rücksicht auf Fußgänger und Radfahrer. In der Regel freut sich aber jeder wenn ein Oldtimer Trecker auftaucht!
Reiter und Pferde
Gleiches gilt für Reiter und Pferde, die häufig auf Wirtschaftswegen unterwegs sind. Nimm bei einer Begegnung mit dem Reiter Blickkontakt auf und stimme dich mit ihm ab. Gib dem Reiter die Möglichkeit auszuweichen. Oder bleibe einfach mit dem Trecker stehen und lassen den Reiter mit seinem Pferd passieren.
Andere Tiere
Hin und wieder passiert es auch, dass Kühe oder Schafe aus der Umzäunung ausbrechen und frei herumlaufen. In diesem Fall solltest du einfach langsam an den Tieren vorbei fahren.

Fahren und Schalten
Um einen Gang einlegen zu können, muss die Kupplung bis zum Anschlag(!) durchtreten werden. Das geht mitunter etwas schwerer, als Du es von deinem Pkw gewohnt bist, da die Kupplung beim Trecker rein mechanisch und ohne hydraulische Unterstützung betätigt wird.
Beim Gangeinlegen wird der Schaltknüppel langsam aber kraftvoll in die Richtung des gewünschten Gangs bewegt. Das Schaltbild ist auf dem Schaltknauf oder dem Getriebedeckel abgebildet.
Zum Anfahren wird der vorletzten Gang eingelegt (egal ob dritter, vierter oder fünfter) dann lässt du die Kupplung langsam kommen, ohne zusätzlich auf das Gaspedal zu treten. Der Schub des zuvor eingestellten Handgases reicht im Normalfall aus, um den Trecker in Bewegung zu setzen.
Die unterhalb der letzten beiden liegenden Gänge kommen bei einer Straßenfahrt i.d.R. nicht zum Einsatz. Diese werden nur bei der Arbeit auf dem Feld oder beim Rangieren benötigt.
Bitte lasse während der Fahrt deinen Fuß nicht auf dem Kupplungspedal stehen. Die Trittbretter bieten für beide Füße genügend Platz, was dir obendrein ein entspanntes Fahren ermöglicht.

Blinken
Anders als bei einem modernen Pkw schaltet der Blinker nach erfolgter Fahrtrichtungsänderung nicht automatisch ab. Du musst den Blinkerhebel – ähnlich wie bei den meisten Motorrädern – selbst per Hand in die Ausgangsstellung zurückbringen.
In einer Kolonne fahren
Wenn Ihr mit zwei oder mehr Trecker hintereinander in einer Kolonne fahrt, achtet bitte darauf, einen ausreichend großen Abstand zwischen den Fahrzeugen einzuhalten. So können schnellere Fahrzeuge im Bedarfsfall einscheren und gefahrlos überholen. Zudem habt Ihr ein wenig mehr Zeit zum Reagieren um den Trecker im Bedarfsfall zum stehen zu bekommen. Gleichzeitig schnuppert Ihr auch nicht ganz so intensiv die Abgase vom Vordermann.

Reisegeschwindigkeit
“Treckern ist das schönere Wandern“ und kein Grand Prix
Die Trecker erreichen eine maximale Geschwindigkeit von 18 bis 20 km/h. Du wirst aber schnell merken, dass die Maschine dann am Limit läuft und auf Grund der hohen Drehzahlen stark vibriert und auch sehr laut ist.
Die optimale Reisegeschwindigkeit liegt bei ca. 12 -15 km/h, ein Tempo, bei dem man auch die Landschaft in vollen Zügen genießen kann. Nehme auf ebenen Streckenabschnitten das Gaspedal ein wenig zurück (3/4-Stellung) und Du wirst sogar die Worte deines Beifahrers wieder verstehen.
Wenn es aus dem Motor schwarz rußt, gibst Du zu viel Gas. Der Motor kann die ihm zur Verfügung gestellte Kraftstoffmenge nicht sauber verbrennen.
Der Trecker wird auch dann nicht langsamer, wenn Du das Gaspedal etwas zurück nimmst.
Der langsamste Trecker sollte übrigens immer an erster Stelle in einer Kolonne fahren und der schnellste Trecker immer an letzter Stelle unterwegs sein.
Keine Federung
Die meisten Oldtimertrecker sind nicht gefedert, d.h. sie haben – abgesehen von der Sitzschale des Fahrers - keine Stoß- oder Schwingungsdämpfer. Die einzige Dämpfung beim Überfahren von Unebenheiten bietet die Luft in den Reifen – mehr gibt es nicht.
Insofern bietet es sich immer an, mit einem Oldtimertrecker langsam und vorausschauend zu fahren. Versuchen, Schlaglöcher und Kanaldeckel zu umfahren und suche dir die ebenen Stellen des Fahrbahnbelags. Deine Mitfahrer auf den Kotflügeln werden es dir danken.